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Besichtigung: Melatenfriedhof Köln

Heute wollen wir einmal einen außergewöhnlichen Spaziergang wagen: wir begeben uns auf den Kölner Melatenfriedhof, welcher der größte Friedhof der Domstadt ist und zu den Sehenswürdigkeiten von Köln gehört?! Warum ist ein Friedhof eine Sehenswürdigkeit? Nun, lesen Sie mal weiter…

Melatenfriedhof Koeln

Lage des Melatenfriedhofs

Der Friedhof liegt an der großen Aachener Straße und wird praktisch eingeschlossen von den Straßen: Weinsbergstraße, Oskar-Jäger Straße, Melatengürtel, Piusstraße und eben der oben schon erwähnten Aachener Straße. Braunsfeld und Lindenthal sind die nahegelegenen Stadtteile. Sie können den Friedhof gut mit dem Auto erreichen und auch sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB). Ich würde den Weg über die Aachener Straße wählen und zwar mit der Straßenbahn von der KVB. Haltestelle ist dann eben "Melatenfriedhof".

 

 

 

Riesige Eingangstore

 

Besonders auffällig sind die großen und massiven Eingangstore des Melatenfriedhofs. Und auf einer Schrifttafel auf einem solcher Tore steht folgendes geschrieben "Was die Erde gab, begehrt sie wieder - und was Staub gewesen, wird zu Staub - doch die Seele stieg vom Himmel wieder - wohl der Gottheit keines Todes raub - unsere Thränen fallen auf den den Hügel - der Geliebten Überrest deckt - doch des Glaubens goldbeschwingter Flügel - trägt uns aufwärts, wo kein Grab - mehr schreckt". Wow, welch düstere Worte.

Wir schreiten also durch das große eiserne Tor und finden unseren Weg auf dem Friedhof. Und das ist gar nicht so einfach, weil er ja wirklich riesig groß ist. Wir starten gleich dort, wo die prominenten und reichen Kölner ihre letzte Ruhe gefunden haben. Auf der sogenannten "Millionenallee". Dort finden sich unter anderem Gräber von:

  • Wilhelm Marx
  • Willi Ostermann
  • Familie Millowitsch (bekannte Volkstheater Familie)
  • Klaus Ulonska (ehemaliger Präsident des SC Fortuna Köln)
  • Dirk Bach (Komiker)
  • Ferdinand Franz Wallraf (Wallraf Museum)
  • Farina (Hersteller Eau de Cologne)

Alleine diese bekannten Namen zu entdecken ist schon recht interessant und bestätigt ganz einfach: Es sind auch nur Menschen und irgendwann, finden wir alle unsere Ruhe auf einem Friedhof.

 

 

Alte Grabsteine begeistern

Besonders dekorativ und verziert sind die Grabsteine aus dem 19. und dem 20. Jahrhundert, welche sich hier ebenfalls wiederfinden. Sie stammen meist von reichen Kölner Familien und von Kölner Persönlichkeiten. Große Familiengräber sind hier verziert mit Engeln oder Schlangen und anderen Figuren und wirken im Ganzen hier recht pompös und prächtig, obwohl wir uns hier auf einem Friedhof befinden.

 

 

Hier kann man die Geschichte der einzelnen Personen teilweise als noch nachlesen oder durch die Figuren auf den Gräbern erahnen. Nehmen Sie sich einmal die Zeit um ganz in Ruhe die Geschichten langsam zu verstehen. Dies ist auch ein ganz wichtiger Hinweis: planen Sie ausreichend Zeit ein für Ihren Rundgang über den Melatenfriedhof, dieser Gang kann durchaus einige Stunden dauern.

Geschichte des Friedhofs

Der Kölner Melatenfriedhof wurde im Jahre 1243 erstmals urkundlich erwähnt und war ganz am Anfang einmal als Auffanglager für Leprakranke Menschen in der Domstadt. Dieser Siechenhof wurde bewusst isoliert und verfügte sogar über seine eigene kleine Infrastruktur. Es gab zum Beispiel sogar ein Brauhaus (ja, wir sind eben in Köln). Es gab sogar einen eigenen Anbei von landwirtschaftlichen Produkten. Wie bereits oben erwähnt, wurden die Bewohner total isoliert und dürften den Bereich auch nur mit einer Erlaubnis der Verwaltung verlassen. Übrigens kommt die Bezeichnung "Melaten" von dem französischen Wort "malade" und dies steht übersetzt für "krank".

 

 

 

Doch der Ort hat noch viel mehr an grausamer Geschichte zu bieten, denn dort fanden sogar Hexenverbrennungen statt! Zum Ende des Mittelalters wurden dort öffentliche Hinrichtungen vollzogen. Fast 50 Frauen aller Altersklassen fanden dort den Tod. Einige Namen kurz aufgezählt:

 

  1. Katharina Henot im Jahre 1627 hingerichtet als Hexe
  2. Ludwig von Tetz im Jahre 1527 als Mörder gerädert auf einem Eisenrad
  3. Peter Fliesteden
  4. Adolf Caltenbach

 

 

 

Entstehung des Friedhofs

 

Der Rat der Stadt Köln befand es als nicht mehr sinnvoll die Toten innerhalb der Stadtmauern zu beerdigen und beauftragte im 18. Jahrhundert den Kunstsammler Ferdinand Franz Wallraf einen neuen Friedhof zu planen. Im Jahre 1810 fand dann sogleich die Eröffnung des Melatenfriedhofs statt und er wurde von dem damaligen Dompfarrer Michael Josep Dumont eingeweiht. In den Anfängen des Friedhofs dürften dort nur Katholiken beerdigt werden. Nach einiger Zeit viel diese Regelung bzw. dieser Grundsatz dann weg.

 

 

 

Zahlen, Zahlen, Zahlen…

 

Es sind mehr als 55.000 Gräber (!) die dort auf über 435.000 Quadratmeter Friedhofsfläche verteilt sind und die den Friedhof in ein riesiges Areal verwandeln. Hier kann man tatsächlich lange Spaziergänge unternehmen und die Ruhe genießen, denn die finden Sie natürlich in dieser Form nicht so schnell in der Domstadt. Wenn Sie den Spaziergang an einem schönen Herbsttag unternehmen, dann werden Sie begeistert sein über die Farben der Bäume und die wunderschönen Grabfiguren.

Mein Fazit

Wer sich für die Kölner Geschichte interessiert und Spaß an ausgedehnten Spaziergängen hat, der ist hier genau richtig! Nehmen Sie doch auch einfach an einer der zahlreichen Führungen teil. So wird Ihnen die passende Geschichte zum passenden Grabstein direkt erzählt und Sie müssen nicht in irgendwelchen Büchern nachschlagen.

 

 

 

 

 

 

 

Ganz in der Nähe befindet sich übrigens unsere Wohnung in Köln Braunsfeld. Falls Sie dort auf Zeit wohnen, dann können Sie sich diese Kölner Sehenswürdigkeit natürlich auch einmal ansehen!

 

Adresse und Karte

Aachener Str., 50931 Köln
melatenfriedhof.de
Telefon: 0221 5707488

 

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