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Das Millowitsch Theater in Köln

Ein Kulturschock - Das Millowitsch Theater in Köln schließt - Die Ära endet im Frühjahr 2019!

Was ist die Domstadt ohne das Millowitsch Theater?!

Nach 170 Jahren Volkstheater schließt das Millowitsch-Theater. Es wird weiterhin als Volksbühne am Rudolfplatz bespielt, zukünftig ohne Millowitsch-Stücke, wie Peter Millowitsch im Dezember 2017 bekanntgab.



Anfang 2015 wurde das Theater nach umfangreicher Sanierung "Volksbühne am Rudolfplatz" benannt und wird vom der "Freien Volksbühne Köln" getragen. Es ist weiter Sitz der Millowitsch Theater GmbH. Der Saal verfügt aktuell über 402 Plätze, 356 im Parkett sowie 46 auf dem Balkon. Jeweils ein halbes Jahr nutzt es Peter Millowitsch, die andere Jahreshälfte gibt es unter anderem Comedy-, Kabarett- und Musikdarbietungen.

Die zweite Jahreshälfte

Den Theatersaal nutzt die Kölner Musikszene wie Bläck Fööss, Kasalla, Miljö sowie Cat Ballou und Björn Heuser. Musikalisch kommen Auftritte von Ilja Richter, Katja Ebstein sowie Ulrich Tukur und Die Rhythmus Boys oder ein Musical mit Hits von Peter Alexander und Konzerte der YouTube-Musiker wie Lewis Watson, Gavin James sowie Orla Gartland bis zur musikalischen Revue vom Leben des bekannten Kölner Komponisten Jacques Offenbach.

Aktuelle Veranstaltungen

Zeitgenössische Theater-Inszenierungen begeisterten wie "Schuld und Sühne" bis zu Aufführungen des Kumede-Theaters vom Heimatverein Alt-Köln. Dazu gibt es Talkformate wie "Kölner Abende – Verzällche un Musik", auf dem roten Sofa.

Kabarett und Comedy starten beim Kölner Comedy Festival sowie beim Streithähne-Festivals (politisches Kabarett). Ergänzend kommt das "Altstadtkino" von Hermann Rheindorf, eine Dokumentatiosreihe mit Filmen in das alte Köln und Lesungen mit Hella von Sinnen sowie Cornelia Scheel. Erstmals wurde die lit.Cologne, das Literaturfestival, im Frühjahr 2016 auf der Volksbühne veranstaltet.




In 2018 läuft bis zum 25. März das aktuelle Stück "Wer weiß, wofür et jot es", ein Schwank von Peter Millowitsch und Barbara Schöller. Peter Millowitsch, der die Theaterleitung seit 1998 inne hat, will den "Kreis schließen" mit dem letzten Stück zum Abschied: Sein Vater Willy Millowitsch mit Klassiker "Der Etappenhase" als "Anton" auch im Fernsehen großen Erfolg.

Leider war auch die Absetzung des Millowitsch Theaters aus dem Fernsehen ein Grund für das AUS. Einer der Gründe für das drohende Aus: Der WDR setzte die Übertragungen ab und "entkölschte" das TV-Programm damit.


Die Geschichte des Millowitsch-Theaters

Das Millowitsch-Theater wurde am 16. Oktober 1936 eröffnet. 1940 übernahm Peters Sohn Willy Millowitsch die Leitung. Im Zweiten Weltkriegs wurde das Haus nur wenig beschädigt, so konnte auf Wunsch Konrad Adenauers (damals Kölner Oberbürgermeister) der Spielbetrieb am 19. Oktober 1945 aufgenommen werden mit "Das Glücksmädel" einem Dreiakter. Nach leitete Willy das Millowitsch-Theater gemeinsam mit seiner Schwester Lucy und feierte mit ihr auf der Bühne bis 1969 große Erfolge.

Am 27. Oktober 1953 kam das Stück Der Etappenhase vom niederdeutschen Dichter Karl Bunje als erstes Bühnenstück live ins Fernsehen ausgestrahlt. Es war als Ersatz für eine Sportübertragung gedacht, die ausgefallen war und machte Millowitsch-Theater deutschlandweit bekannt. Der derb-komische Schwank als Theaterform war fortan das Konzept. In diesem Genre kamen über 100 weitere Stücke auf die Bühne. Viele davon wurden zu Straßenfegern wie Schneider Wibbel oder Tante Jutta aus Kalkutta, die eine Einschaltquote bis 88 % brachten sowie Et fussig Julche, in dem Tochter Mariele Millowitsch erstmals auftrat.

Zu Publikumslieblingen wurden viele Jahre zum Beispiel Elsa Scholten, die Kölner Volksschauspielerin, die seit 1920 mitspielte, sowie Franz Schneider seit 1946 und Lotti Krekel seit 1958 sowie Frank Barufski seit 1959 und Walter Hoor. Nicht theatergebundenen wirkten Bubi Scholz sowie Günter Lamprecht mit in "Der Meisterboxer" und Peter René Körner in "Tante Jutta aus Kalkutta" sowie Eddi Arent in "Der müde Theodor". Auch Trude Herr spielte ab 1948 in kleinen Rollen am Millowitsch-Theater.

Die Schwänke schreibt überwiegend Peter Millowitsch.

Willy Millowitsch

Willy stammte aus einer alten Schauspielerfamilie. Schon seine Eltern waren Schauspieler wie seine Tante. Bereits als Kind interessierte er sich für die väterliche Bühne mehr als für die Schule. In 1922 wurde Willy ohne Schulabschluss Schauspieler und übernahm 1940 die väterliche Bühne. Er betätigte sich oft als Regisseur sowie als Hauptdarsteller.



Das Millowitsch-Theater hatte vom Oktober 1945 bis 1949 täglich Vorstellungen. Willy und seine Schwester Lucy leiteten viele Jahre das Haus und jahrzehntelang standen sie gemeinsam auf der Bühne. Sie galten als Idealbesetzung für temperamentvolle Paare darzustellen.

In 1946 heiratete Willy Gerda Feldhoff. Ihre vier Kinder Katarina und Peter, Susanne und Mariele erbten bis auf Susanne das Interesse an Schauspielerei, Peter Millowitsch übernahm 1998 das Millowitsch-Theater.



Am 20. September 1999 verstarb der beliebte Volksschauspieler. Beerdigt wurde er auf dem Melatenfriedhof in Köln.


Moderne Technik in historischer Spielstätte

Mit der denkmalgerechten Sanierung polierte man im Sommer 2015 den Charme des ältesten Theatergebäude Kölns und der traditionsreichen Kulturstätte behutsam auf. Im Fokus der Arbeiten stand vor allem der Zuschauerraum: Die stilvollen Gurtbögen fördern die Gliederung der Decke im ehemaligen Ballsaal. Sie greifen die Jugendstil-Architektur im historischen Gemäuer auf. Einst dominierte der alte Kronleuchter mitten im Raum, heute bringt die dezente, neue Lichttechnik stimmungsvolle Atmosphäre im Saal. Moderne Scheinwerfer leuchten optimal die vergrößerte Bühne, die nun mehr Raum sowie mehr Komfort den auftretenden Künstlern bietet.

Die Zuschauer genießen neben der komplett erneuerten Tontechnik besonders die neue Klimaanlage und die Künstler und Bühnentechniker nutzen die verbesserte Bespielbarkeit im Vordergrund. Ein Lastenaufzug geht direkt auf die Bühne und macht den Austausch von Bühnenbildern sowie Dekorationen leichter.

Das prächtige Jugendstilgebäude war zuerst als Lichtspielhaus genutzt. In 1966 erwarb der Verein Freie Volksbühne das Gebäude, das seit 2015 eine Renaissance erfuhr: Die neuen Nutzung mit kulturellem Repertoire ist vielfältiger und die behutsame Modernisierung kommt voll zur Geltung in Richtung einer erstklassigen Kultur-Adresse für das breites Publikum.

Mit der induktive Höranlage können Hörgeschädigte am Geschehen teilhaben und seit Herbst 2017 werden Events in Deutsche Gebärdensprache übersetzt.

Fazit

Eine Ära endet im Frühjahr 2019, wer das Millowitsch-Theater liebt, kann Tickets zur Volksbühne erwerben und die beiden letzten Schwänke noch live genießen.

Kontaktdaten

Adresse: Aachener Str. 5, 50674 Köln

Telefon: 0221/2727370

http://www.millowitsch.de/


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